Silvie Aigner
Evening Over Rooftops
The air was thick like honey
Looking from a room
The room had open windows
To let this springtime through
(Evening over rooftops Edgar Broughton Band, 1971)
Elisabeth Wedenig verwebt in ihren Bildkompositionen imaginäre und reale Räume zu einer scheinbaren Realität im Bild. Die Künstlerin übersetzt dabei Vorgefundenes, wie alte Fotografien oder auch kunsthistorische Zitate, neben Erinnerungen an ferne Traumwelten oder real erlebte Reiseeindrücke in ihre Malerei. In einem Ineinandergreifen von abstrakten und figurativen Momenten entsteht ein farbintensiver Kolorismus, der in seinem malerischen Duktus in dieser Generation nicht häufig anzutreffen ist. Die 1980 in St. Veit/Glan geborene Künstlerin gehört zu jenen jungen KünstlerInnen, die im zeitgenössischen Pluralismus der Medien erneut den Schwerpunkt auf die Malerei und das Tafelbild legen. Die Wahl der Mittel ist dabei ebenso vielfältig wie die Themen und Sujets. Doch gilt ihr Interesse nicht dem hyperrealen Fotorealismus sondern der Immanenz der Malerei selbst. Die Intensität ihrer Motive entwickelt sich aus der oft unerwarteten Farbgebung, aber vor allem auch aus einem sicher und klar gesetzten Lineament.
Mit der Ausstellung evening over rooftops präsentiert die bäckerstrasse4 – plattform für junge kunst die erste Einzelausstellung von Elisabeth Wedenig, die im Vorjahr neben einigen Gruppenausstellungen auch in einer Werkschau im Österreichischen Kulturforum in London reüssieren konnte. Einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden naturgemäß ihre neuesten Leinwandbilder, die einmal mehr in die Poetik und Traumwelt der Künstlerin führen. Ingesamt wirken die mit Acryl und Öl gemalten Bilder oft flächiger und weniger plastisch als die Zeichnungen. Gekonnt verbindet Elisabeth Wedenig darin die einzelnen Sujets und Farbfelder miteinander und lässt so eine neue Realität im Bild entstehen. Die zentralperspektivisch verzerrten Flächen dienen oft auch als Raumteiler um verschiedene Ebenen der Erzählung gleichzeitig auf die Bildebene zu bringen. In den meisten Bildern wird der Blick der porträtierten Personen zum zentralen Fokus, in dem sich Erinnerungen, Erfahrungen und Gefühle des Menschen widerspiegeln. Doch wird der direkte Blick als der intensivste Kontakt nach außen, in einigen Bildern auch dem Betrachter entzogen und verändert die Aussage der Komposition radikal. Vor allem dann, wenn einem statt der Kinderaugen, der stechende Blick eines Tigers trifft oder ein Eisbär neben einer schlafenden Frau scheinbar aus dem Bild tritt. Dass der Eisbär in einen farbenfrohen, exotischen Ambiente auftaucht, verwundert den Betrachter ob der surrealen Gedankensprünge der Künstlerin ohnedies nicht mehr. Stets haftet ihren Bildern etwas Geheimnisvolles an, das uns in die Tiefe verborgener Gefühle und Erinnerungen führt.
Das Bild, das ob seiner exakten Linienführung und dem konsequenten Bekenntnis der Künstlerin zum Kolorismus besticht, entstand im Rahmen der Zusammenarbeit von Elisabeth Wedenig mit der renommierten Kosmetikmarke Kiehl´s Since 1851. Nach Jeff Koons und anderen Stars der Kunstszene setzt die österreichische Niederlassung nun auf die junge österreichische Kunst und hat die Künstlerin eingeladen eine Produktverpackung zu gestalten und die Finanzierung eines Katalogbuches unterstützt. Die Publikation von Elisabeth Wedenig mit Texten von Martin Adel, Birgit Schwaner und Anja Werkl wird von der bäckerstrasse4-plattform für junge kunst herausgegeben und erscheint im Verlag edition dispositiv.
2011 zur Ausstellung "Evening over Rooftops", Galerie Bäckerstrasse 4, Wien